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„Denn das hatte ich immer gesucht, eine Gelegenheit, gehört zu werden, etwas zu sein.“
C.P. Ellis
Assalamu alaikum und Willkommen!
Mit diesen Worten wird der Film „The Best of Enemies“ eingeleitet. Um nicht zu viel zu verraten (für den Fall, dass du dir den Film selber anschauen möchtest), gehe ich nur ganz kurz auf die Handlung ein. Der Film basiert nämlich auf einer wahren Begebenheit und hat sich in Durham in Amerika abgespielt. Dabei geht es um die Diskriminierung Schwarzer in den 70ern und wie C.P.Ellis, ein ehemaliger Ku-Kux-Klan-Präsident sowie Ann Atwater, eine afroamerikanische Bürgerrechtsaktivistin bei einem Charrette-Verfahren gezwungen sind, zusammenzuarbeiten.
Ein Charrette ist eine Zusammenkunft verschiedenster Menschen, die die Gesamtbevölkerung repräsentieren soll und die sich an der Stadt- oder Regionalentwicklung beteiligen. Und ich finde diese Methode sehr interessant, da sie meiner Meinung nach auch das Potenzial hat, der Diskriminierung entgegenzuwirken.
Es ist wissenschaftlich bewiesen, dass das Zusammenkommen von Menschen mit unterschiedlichen Eigenschaften, die Barriere zwischen ihnen auflöst. Man ist durch Gruppenzuweisungen wie dem Charrette-Verfahren „gezwungen“, miteinander zu interagieren. Und eine Gemeinsamkeit ist schon sichtbar: Wer sich einem Charrette-Verfahren einverstanden gibt, um bei der Stadtentwicklung mitzuwirken, verfolgt somit dasselbe Ziel wie jeder andere beteiligte Bürger. Und durch das Zusammenkommen wird einem bewusst, wie viel man doch gemeinsam hat. Denn jeder Mensch hat unabhängig von seiner Herkunft oder Hautfarbe im Leben Herausforderungen, denen er sich stellen muss.
Und die Unsicherheit, die man vor etwas Fremdem hat, schwindet nach und nach. Je mehr man sich öffnet, desto weniger Angst hat man davor. Und desto mehr Gemeinsamkeiten entdeckt man. Ich glaube, dass wir Menschen uns vieles schwerer machen als es ist.
Im Film „The Best of Enemies“ wurde die Diskriminierung von Schwarzen thematisiert. Aber ganz oft feinden sich Menschen auch aufgrund anderer Nationalitäten an. Wir suchen unser Leben lang nach Unterschieden, um uns in Gruppen zu spalten. Aber ich finde, dass die Vielfalt uns erst weiterbringt. Dass wir in Frauen und Männern, in verschiedenen Kulturen, Persönlichkeitseigenschaften und individuellen Stärken und Interessen aufgeteilt sind, bietet uns so viel an Möglichkeiten, uns weiterzuentwickeln. Wir profitieren alle von uns und sollten auch den Nutzen daraus ziehen. Im Qur‘an sagt Allah (swt): „O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennenlernt.“ (Sura 49:13).
Und durch die Zusammenkunft der genannten Varietäten können wir sehr viel erreichen. Was auch durch das Charrette-Verfahren erzielt wurde.
Was mir durch den Film auch klar geworden ist, dass Rassismus nicht unbedingt daher schüren muss, dass man von der Ideologie der Rassentrennung überzeugt ist, sondern dass man dies auch aus einem Gefühl der Gruppenzugehörigkeit macht. Ich hatte den Artikel mit einer Aussage von C.P.Ellis eingeleitet: „Denn das hatte ich immer gesucht, eine Gelegenheit, gehört zu werden, etwas zu sein.“
Kein Mensch möchte einsam sein. Aber jeder Mensch möchte dazugehören. Anerkennung für die eigene Person bekommen. Gesehen werden. Gehört werden. Und dieses Bedürfnis kann manchmal so stark sein, dass man sich einer Gruppierung anschließt, ohne dessen Ideologie vom Herzen zu folgen. Man glaubt, sich mit den jeweiligen Werten zu identifizieren. Hier wird deutlich, wie wichtig Selbstreflexion ist.
Welche Werte vertreten wir? Warum schließen wir uns einer Gruppe an? Es ist nicht falsch, sich einer Gruppe zugehörig zu fühlen. Das Gemeinschaftsgefühl kann sehr stark sein und als Gruppe kann man viel bewegen. Aber ich glaube, es ist auch wichtig, sich davor bewusst zu werden, was man wirklich will. Und dass man nicht einer Ideologie folgt, die unmoralische Werte vertritt.
Zusammenfassend möchte ich einfach nur sagen, wie leicht es sein kann, Diskrepanzen zu lösen. Friedlich miteinander umzugehen. Nicht nur Diskriminierung vorbeugen zu können, sondern auch beheben zu können. Zu wissen, dass es Möglichkeiten gibt, kann ein wenig von der Last nehmen, die man empfindet. Es kann uns motivieren, aktiv zu werden, um die Probleme in der Gesellschaft zu lösen.
Ich hoffe, der Artikel konnte dich auch inspirieren und vielleicht sogar motivieren, etwas Ähnliches auf die Beine zu stellen. Lass mich gerne wissen, welche Gedanken und oder Erfahrungen du zu dem Charrette-Verfahren hast. Ich freue mich auf deine Nachrichten! :)
Deine MindfulMuslima