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Assalamu alaikum und herzlich willkommen!
Mein erster Beitrag behandelt ein Thema, das mich in meiner Lebenszeit am meisten und intensivsten beschäftigt hat. Es ist einer meiner ersten Beiträge, den ich verfasst und bearbeitet habe und auch der erste, durch den ich meine Gedanken mit dir teile. Ich wünsche dir viel Spaß beim Lesen!
Jeder hört in den Nachrichten Ereignisse, in welchem Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft - heißt ihrer ethnischen Wurzeln oder ihrer Weltanschauung - von anderen Menschen degradiert werden.
Sei es der Sklavenhandel von Schwarzen, die Ausbeutung Afrikas oder polizeiliche Gewalt gegenüber Menschen mit jenen genannten Eigenschaften. Diese Gewalt zeigt sich in tragischen Fällen wie Hanau oder der Fall von Marwa El-Sherbini, die aufgrund ihres Hijabs mehrfach von einem rassistischen Mann während einer Gerichtsverhandlung erstochen wurde. Allerdings spielen Erfahrungen mit Rassismus auch im alltäglichen Leben der Menschen eine große Rolle, sei es in der Schule, im Berufsleben oder auch beim Einkaufen im Supermarkt.
Schon immer kam mir die Frage auf, was Rassismus genau ist, wie er entsteht und warum er so allgegenwärtig ist und sich auch nicht so leicht abwimmeln lässt. Als Muslima mit afrikanischem und arabischem Background und mit dem Alter habe ich die ein oder andere Erfahrung mit Rassismus gemacht und umso mehr kamen mir diese Fragen auf.
Ich habe mich gefragt, woher dieser Hass auf Menschen kommt, die einfach anders sind als man selbst. Warum Eigenschaften wie die Herkunft, welches ein Mensch nicht beeinflussen kann und welches auch nichts über den Wert eines Menschen aussagt, einem anderen Menschen den Anlass geben, ihn zu hassen und ihn als gering anzusehen. Es ist genau diese Verachtung, sei es direkt oder indirekt vermittelt, die im schlimmsten Fall dazu beiträgt, dem Menschen sein Recht auf ein würdiges Leben zu nehmen oder jemandem das Leben als solches zu nehmen. Rassismus ist historisch gesehen so alt, aber doch so präsent.
Meiner Ansicht nach schürt es daher, dass wir Menschen Angst vor Fremden haben, denn alles, was uns fremd erscheint, lehnen wir aus Selbstschutz erst mal ab. Wir bilden uns nach Millisekunden eine Einschätzung über einen Menschen, den wir nicht kennen. Das geht am schnellsten durch Betrachtung äußerer Faktoren, also das Aussehen wie Hautfarbe, Kleidungsstil etc. Und jede Eigenschaft hat auch wiederum seine Stigmata, das heißt wir denken in „Schubladen“, um unser Gegenüber möglichst schnell einzuschätzen und auf ihn oder sie reagieren zu können.
Damit will ich nicht sagen, dass Stigmata zwangsläufig zu Rassismus führen. Aber ich glaube, dass es die Basis für kleinere, aber auch sehr große Konflikte, wie Kriege, bildet. Denn das Bild, das man durch Vorurteile von einem Menschen hat, basiert auf beschränkten Annahmen über primäre Eigenschaften eines Menschen, welche er sich nicht ausgesucht hat.
Niemand von uns kam auf die Welt und hat sich ausgesucht schwarz, weiß, brünette, blond oder rothaarig zu sein. Niemand sucht sich seine Herkunft, seine Kultur und seine Geschichte aus. Keiner von uns hatte Einfluss auf all diese Eigenschaften und dennoch wird ein Mensch anhand dieser Eigenschaften beurteilt.
Dabei ist doch genau diese Vielfalt das Schöne an uns Menschen und das Schöne an der Schöpfung überhaupt. Vielleicht neigen wir Menschen immer dazu, etwas an anderen zu suchen, was uns nicht ähnelt, wobei den Menschen doch so viel mehr ausmacht, als seine Herkunft oder seine Hautfarbe. Sogar innerhalb einer Ethnie suchen wir uns bestimmte Eigenschaften, die uns von unseren Landsleuten unterscheiden, wie zum Beispiel Dialekte oder ethnische Gruppen, wodurch wir dann auch dazu neigen, unsere „Spezies“ zu bevorzugen und auf andere herabzusehen.
Aber es sind Gedanken, Werte, Einstellungen, Interessen oder auch Makel, die jeder von uns hat, die gleichzeitig jeden Menschen so besonders und sympathisch machen und über den Menschen so viel mehr aussagen. Je mehr man von einem Menschen sieht und sich anderen öffnet, desto mehr Gemeinsamkeiten erkennt man und desto mehr schwindet das Gefühl des Fremdseins, wodurch wir weniger Geschütze auffahren im Umgang mit unseren Mitmenschen.
Ich habe mal gelesen, dass laut der Entstehungsgeschichte im Islam der erste Mensch, der je von Allah erschaffen wurde, Adam (as), nicht nur aus Lehm als solchem, sondern aus jeder Variation davon, sei es die Farbe, die Beschaffenheit und alle Eigenschaften, die er hat, erschaffen worden ist. Dass auch wir, seine Nachkommen, aus dieser Vielfalt heraus entstanden sind.1 Und es steckt sehr viel Schönes in dieser Beschreibung. Denn sie zeigt, dass wir alle den gleichen Ursprung haben, unabhängig von unserer Herkunft, dem Aussehen, dem Denken oder unseren Handlungen und das allein ist eine gewaltige Gemeinsamkeit, wenn man bedenkt, dass Menschen sich anfeinden und bekriegen, gerade weil sie glauben, einen anderen Ursprung zu haben.
Ich habe auch mal gelesen, dass die Erde damals aus nur einem einzigen Kontinent bestand: Pangäa. Durch Erdrutsche oder Erdbeben haben sich die Umrisse von Land und Kontinent immer wieder verändert. Alle jetzigen Kontinente, die wir kennen, waren damals eins.2 Man kann zum Beispiel auf der Weltkarte erkennen, dass die Umrisse von West- und Südwestafrika mit denen von Südostamerika weitestgehend zusammenpassen.
Auch, dass Menschen schon damals miteinander vernetzt waren oder dass Menschen verreist sind und dadurch andere Kontinente kennengelernt haben. Allein da wird schon deutlich, wie viele unterschiedliche ethnische Wurzeln ein einziger Mensch haben kann. Beispielsweise DNA-Tests, die Auskunft darüber geben, woher Vorfahren stammen, zeigen ebenfalls auf, wie vielfältig ein einziger Mensch allein schon ist, unabhängig davon, ob die Eltern aus demselben Land stammen.
Und wenn wir diese Vielfalt schon in uns selber haben, wie schade ist es dann, dass wir die Vielfalt um uns herum nicht wertschätzen und nicht als das betrachten, was sie ist....nämlich einzigartig und wunderschön.
Ich könnte über dieses Thema stundenlang reden und schreiben, weil es so viele von uns betrifft und es nach all der Zeit kein Ende in Sicht zu geben scheint. Ich möchte mit meinen Gedanken zu diesem Thema jeden Einzelnen von uns zum Nachdenken anregen und motivieren, uns stetig zu reflektieren und aus unseren Fehlern einen Nutzen zu ziehen. Auch wenn Rassismus ein starker Gegner der Menschheit ist und sehr hartnäckig erscheint, wünsche ich mir sehr, dass er in Zukunft weniger präsent ist und unsere Kinder und Kindeskinder mehr Mittel und Ressourcen haben werden als wir, um mit den zerstörerischen Auswirkungen von Rassismus effizienter umgehen zu können. Und jeder noch so kleine Schritt in diese Richtung ist essenziell zur Bekämpfung von Rassismus, auch wenn wir die Entwicklung davon nicht mehr zu unseren Lebenszeiten mitbekommen werden.
Ich hoffe, dieser Beitrag hat dich inspiriert und zum Nachdenken angeregt. Was sind deine Gedanken zu diesem Thema? Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht oder teilst du eine andere Perspektive? Teile gerne deine Meinungen und deine Geschichten unten in den Kommentaren – ich freue mich darauf, von dir zu hören und in den Austausch zu treten. Bis zum nächsten Mal!
Deine MindfulMuslima
Sahih Ibn Habban, Hadith Nr. 6160
"Pangaea." Encyclopædia Britannica. Encyclopædia Britannica, Inc. Britannica
Wenn ich an Rassismus denke, kann ich es nicht in meinem leben einordnen. Ich frage mich, ob ich jemals in meinem Leben Rassismus erlebt habe. Bewusst jedenfalls nicht. Ich habe jede Menge Diskriminierung erlebt aber bei Rassismus kann ich mich nicht erinnern.
Ich frage mich, was ist der genaue Unterschied zwischen Rassismus und Diskriminierung. Klar, Rassismus ist wenn jemand mich aufgrund Herkunft, Konfession, Hautfarbe, Geschlecht etc diskriminiert. Diskriminierung, wenn ich aufgrund meines Naturells oder meiner Persönlichkeit.
Ich frage mich, wo hört Rassismus auf und wo fängt Diskriminierung an.
Ich frage mich das schon sehr lange danke von Herzen für den Artikel.
Kennt sich da jemand besser aus und könnte mich dahingehend aufklären?